Ruhrnachrichten

Grillo-Theater Essen
"Parsifal": Gralsuche auf der Intensivstation
Von Britta Helmbold
25.10.2016
Ruhrnachrichten
ESSEN Bei "Parsifal" denkt man zuerst an Richard Wagners Bühnenweihfestspiel. Doch auch Dramatiker Tankred Dorst hat eine Theaterversion von der Grals-Legende geschaffen - das Fragment "Parzifal". Einen Mix aus diesen beiden Werken hat Gustav Rueb nun im Essener Grillo-Theater inszeniert.
        
Gespielt wird zunächst auf der Intensivstation eines Krankenhauses (Bühne und Video: Florian Barth). Während Tor Parsifal, schön kindlich-unbedarft gibt ihn Philipp Noack, seine sterbende Mutter mit Fragen löchert, schieben Menschen in Schutzanzügen, die eher an ein Atomkraftwerk als an eine Klinik denken lassen, Amfortas über die Hinterbühne.
Dann macht sich der Knabe auf in die Welt, will Ritter werden - und findet sich in einer abgewrackten Ladenpassage wieder. Auf der Suche nach Gott tötet er alles, was ihm in die Quere kommt, und landet schließlich bei Amfortas, der in einem Krankenhaushemdchen steckt. Den Empathie-Test besteht Parsifal allerdings nicht. Amfortas Gejammere rührt ihn nicht, und so wird er verjagt.

Gesungener Dialog aus dem Off
Erst Kundrys Kuss öffnet ihm die Augen, er weiß nun, was zu tun ist. Bewaffnet mit dem heiligen Speer kehrt er zum leidenden Amfortas zurück.
Die Regie hat sich ziemlich viel einfallen lassen. So wird der Dialog zwischen Kundry und Parsifal mit der gesungenen Variante von Wagner aus dem Off unterlegt. Die Blumenmädchen erscheinen als sexy Animierdamen in projizierten Videos auf der Geschäftszeile.
Und passend zum Spielort Krankenhaus ist der Gral eine Art mobile Dialyse-Station. Mit einer Musikmischung aus Elektro- und Rocksound wird meist eine dramatisch-düstere Stimmung erzeugt. Für lustige Einlagen sorgen clowneske Nummern vor dem Vorhang.