Die Deutsche Bühne

Die Deutsche Bühne 9/2017

Text_Luisa Reisinger

Mein eindrucksvollster Theaterabend

Gleich mehrfach eindrucksvoll war "Die Orestie" in der Darmstädter Fassung des Regisseurs Gustav Rueb. Hierfür erschuf der Bühnenbildner Daniel Roskamp für das Publikum einen Innenblick in einen Luxuskreuzer. Ergänzt wurde die Bühne mit einer silbrig glänzenden Leichenkammer zur Rechten und einer piratenähnlichen Koje zur Linken, weitere Spielorte offenbart die Drehbühne. Eben viel Platz für das dramatische Schauspielensemble, welches mit Jana Zoll und Samuel Koch zwei Schauspieler mit einer körperlichen Behinderung einschloss. Es brauchte ein wenig Zeit, um die in sich verwobenen Handlungsstränge des blutrünstigen Familienepos zu verstehen. Doch die gewählte retrospektivische Dramaturgie, verbunden mit einem kontinuierlichen Perspektivwechsel zwischen Opfern und Tätern kreierte eine kriminelle Spannung, die begeisterte. Die mit der Handkamera gefilmten Live-Nahaufnahmen gaben der Inszenierung zudem eine brutale Thriller-Ästhetik und sorgten für stockenden Atem.