FAZ

Die Stille tut weh. Das Nichtstun ist ein Ärgernis. Nach knapp drei Stunden, in denen im Kleinen Haus des Staatstheaters Darmstadt reichlich Kunstblut geflossen und im Minutentakt gemordet worden ist, geht das Saallicht an, und das Theater leistet sich einen sehr seltenen Moment: Es passiert absolut nichts. Wir sollten, so verkündet Samuel Koch als Göttin Athene, nun als Bürger darüber abstimmen, wie das jahrzehntelange Schlachten in der Atridenfamilie beendet und zugleich den Racheansprüchen der Erinnyen Genüge getan werden könne. Doch natürlich geschieht nichts, Beklommenheit macht sich breit, die Schauspieler starren ins Publikum, die Zuschauer starren zurück, die Minuten dehnen sich zur Ewigkeit.

Read More

egotrip.de

Die „Orestie“ des antiken Tragödienschreibers Aischylos ist den meisten Lesern nur als Abfolge blutiger Familienmorde bekannt. Agamemnon opfert seine Tochter Iphigenie für besseren Wind nach Troja und wird dafür nach seiner Rückkehr von seiner Frau Klytemnestra und deren Geliebten Aigisth ermordet. Daraufhin schwören die Kinder Elektra und Orest, angefeuert von Apoll und den Erynnien, Rache, und Orest tötet seine eigene Mutter und ihren Geliebten. Die Göttin Athene jedoch gebietet weiteren, von den Erynnien vehement geforderten Racheaktionen Einhalt und übergibt den Fall des Orest einem Athener, das heißt menschlichem Gericht, das Orest schließlich freispricht. Dieses eher prosaische Ende eines wuchtigen Mythos‘ ist weit weniger bekannt als die blutrünstigen Passagen, nicht zuletzt deshalb, weil diese wesentlich spektakulärer sind. Mit ihm setzt nach einhelliger Meinung der Historiker und Philologen der Übergang von einer rein mythischen zu einer rationalen, an der menschlichen Vernunft ausgerichteten Weltsicht ein.

Read More

Frankfurter Rundschau

Aischylos’ „Orestie“ in einer unverblümten Lesart mit teils triftigen Bildern am Staatstheater Darmstadt.

Wieder und wieder die Tat des Orest. In Gestalt von Mathias Znidarec ist er ein Hagerling mittleren Alters mit Vollbart, Brille und Wollkappe, auf der Straße in Darmstadt könnte man ihn für einen Dozenten an einer technischen Fakultät halten. Zu unheroisch an sich für Bluttaten, zerrt er doch wiederholt an diesem Abend, um Untreue und Mord an seinem Vater zu rächen, erst den Aigisthos, den jungen Liebhaber seiner Mutter, dann sie selbst durch einen seitlichen Abgang hinter die Bühne, schwere Schläge sind zu hören; mit Blut befleckt, den Hammer der Tat in der Hand kommt er zurück.

Read More

trailer-ruhr.de

Gustav Rueb inszeniert im Essener Grillo die Wagnersche Geschichte um den Knaben als Sinnsuche im Dickicht der Städte. Bemerkenswert Eric Schaefers Musikregie. Ruebs Parsifal ist der junge Philipp Noak, auf dessen eindringlich kindliches Spiel in Sprache und Bewegung sich der Zuschauer erst einlassen muss, um ihn dann aber auch für die Disziplin der Kontinuität bis zum Ende zu bewundern. Ein Stück alte Kettwiger Straße scheint auf der Bühne auferstanden, ich habe das Gefühl, ich habe das Ladenlokal einst gekannt, jedenfalls findet Parsifal hier den Roten Ritter, den er tötet um seiner Rüstung willen, er tötet, er mordet ohne Gewissen, ein Weltenzerstörer, der seinen Sinn als Ritter sucht und einen Gott finden mag.

Read More

theaterpur

Doch worum es wirklich geht, um Einsamkeit, Elend, kaum erfüllbare Sehnsucht, um den Furor des Tötens, mündend in die Apokalypse, das Erlöschen des Planeten, das verrät uns Dorst im „Merlin“-Schluss, den das Essener Theater als Prolog von einem Affen, als Epilog von einer verfremdeten, wie jenseitigen Kinderstimme sprechen lässt. So könnte das Stück auch „Szenen vom Ende der Menschheit“ heißen, staunend betrachtet von einer außerirdischen Intelligenz. Für uns von Gustav Rueb so dramatisch wie ergreifend in Szene gesetzt, im wirkmächtigen Bühnen- und Videobild Florian Barths, in äußerst raffinierter musikalischer Gestaltung, die Eric Schaefer erdacht hat.

Read More

Westfälischer Anzeiger

Der Weltraum, unendliche Weiten. Am Rand ist ein kleiner Schriftzug zu entdecken: „das Universum“. Er öffnet eine Anthropologenperspektive: auf den Menschen. Am Schauspiel Essen bearbeitet Regisseur Gustav Rueb das Parzival-Epos als Menschheits-Dichtung. Er verbindet zwei Vorbilder: Richard Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ und die Bearbeitung des „Parzival“ von Tankred Dorst.

Read More

Ruhrnachrichten

Bei "Parsifal" denkt man zuerst an Richard Wagners Bühnenweihfestspiel. Doch auch Dramatiker Tankred Dorst hat eine Theaterversion von der Grals-Legende geschaffen - das Fragment "Parzifal". Einen Mix aus diesen beiden Werken hat Gustav Rueb nun im Essener Grillo-Theater inszeniert.
Gespielt wird zunächst auf der Intensivstation eines Krankenhauses (Bühne und Video: Florian Barth). Während Tor Parsifal, schön kindlich-unbedarft gibt ihn Philipp Noack, seine sterbende Mutter mit Fragen löchert, schieben Menschen in Schutzanzügen, die eher an ein Atomkraftwerk als an eine Klinik denken lassen, Amfortas über die Hinterbühne.

Read More

WAZ

Richard Wagner und Tankred Dorst haben extrem unterschiedliche Zugriffe auf den Parsifal-Mythos. Dennoch führt ein Theaterabend in Essen sie zusammen. Wagner trifft Dorst: Duell oder Symbiose? Essens Schauspiel konfrontiert Dorsts zusammenhanglose Parsifal-Szenen aus seinem „Merlin“-Drama mit Wagners luxuriös ausgefeilter Erlösungs-Vision in strahlendem Hoffnungsglanz. Der Beginn des dreistündigen Abends gehört Dorst, der die Vorgeschichte reflektiert. Mit dem Eintritt in den Gralstempel nimmt Wagner das Heft in die Hand. Zunächst nur mit dem gesprochenen Text, musikalisch lediglich durch dürre Motivfetzen mit Akkordeon, Trompete und dem glockenklar singenden Aalto-Kinderchor garniert.

In der brillanten Ausführung durch das Essener Schauspiel-Ensemble, das hier jede Banalisierung vermeidet, zeigen sich die literarischen Fähigkeiten Wagners.

Read More

Osnabrücker Nachrichten

Gustav Ruebs Inszenierung bohrt am Endzeitthema und wehrt sich gegen die Verharmlosung des Stoffes, der nach wie vor Potential hat und alles andere als ein Bremsklotz in der Schultüte ist. Gerne wird die Dürrenmatt-Vorlage auf 80 Minuten eingedampft, in Osnabrück gibt‘s die volle Breitseite mit Sahnehäubchen. Lass sie doch spielen!

Read More

NOZ

Rueb stellt eine bissige Verbindung zur Gegenwart mit seinem schnellen Erzähltempo her, das sich an multimediale Sehgewohnheiten anlehnt: Die actionreiche Gag-Maschine muss rund um die Uhr laufen, damit das Wichtige im Banalen untergeht. Bilder flimmern weg wie die des unendlichen Unterhaltungsangebots des Internets. Wer denkt noch an Hiroshima? Wer hat noch Angst vor der Atombombe, wenn drei angeheiterte Physiker wahnwitzig auf einer Rakete durch die Nacht reiten?

Read More

HNA

Die Schatten der Vergangenheit kleben fest an der Roma-Familie aus dem Kosovo, die wegen des Balkankriegs nach Deutschland flüchtete, nach jahrelanger Duldung in die Heimat abgeschoben wird, dort noch schwärzeren Schatten begegnet. Perspektivlosigkeit, Zerrissenheit, Verwundung, Schuld und Scham verdichten sich im Stück „Deportation Cast“ von Bjöm Bicker, das am Sonntag im Theater im Frideridanum (tif) Premiere hatte, zu einem Bild aus verschiedenen Blickwinkeln.

Read More

hr2 - Die Frühkritik

Eine Gefahr dieses Textes könnte sein, dass man, auch im Hinblick auf ein jüngeres Publikum, auf sehr deutliche, auf Klarheit, auf deutliche Trennungen setzt, Rueb gelingt es hier aber im Gegenteil die unterschiedlichen Perspektiven, Geschichten, Figuren, so raffiniert ineinander fliessen zu lassen, dass man wirklich in einen Sog mit hinein genommen wird...

Read More

Trailer Magazin

Gustav Rueb inszeniert die Frankenstein-Fassung des britischen Dramatikers Nick Dear, dicht, fordernd, mit ein bisschen „Bladerunner“-Atmosphäre und Dauersoundspur. Eine Drehbühne wird zum Angelpunkt der Hand- lung, zur Zwischenwelt von Labor, Natur und Wohnbehausung. Denn eigentlich choreografiert Rueb dort zwei Monster durch die dunkle Welt.

Read More

Ruhr-Nachrichten

Die Welt aus Frankensteins Perspektive
Mit dem optimierten Menschen beschäftigt sich das Essener Grillo-Theater in dieser Saison. Zum Auftakt gab es am Wochenende "Frankenstein". Nick Dear hat den Schauerroman von Mary Shelley bearbeitet und Gustav Rueb die deutschsprachige Erstaufführung spannend inszeniert. 

Read More

WAZ

Monsterdämmerung im Schauspiel Essen: In Nick Dears Neubearbeitung von Mary Shelleys Grusel-Klassiker „Frankenstein“ wird nicht nur die schauerliche Fratze einer künstlich zusammengeflickten Kreatur ausgestellt, sondern auch die seelischen Narben und Verletzungen dieses ausgestoßenen Ungetüms. Die von Gustav Rueb wirkungsvoll inszenierte deutschsprachige Erstaufführung wurde im Essener Grillo-Theater jetzt mit tosendem Applaus aufgenommen. 

Read More

serviceportal-bottrop

Essen: am 19.09.2015 erlebten die Zuschauer im ausverkauften Grillo Theater die deutsche Erstaufführung von Nick Dears Frankenstein. Geht es in der Vorlage des berühmten Schauerromans von Mary Shelly noch um die Anmaßung eines Menschen, des Arztes und Forschers Victor Frankenstein, gottgleich als Schöpfer zu agieren und aus Leichenteilen ein lebendiges Wesen zu schaffen, dass sich als Monster erweist und letztlich das Leben seines Schöpfers und das eigene zerstört.

Read More

Kulturmagazin

Wie Regisseur Gustav Rueb seine lnszenierung in diesem fast atemlos wirkenden Wechsel zwischen Groteske und Träumerei, zwischen derber Realität und poetischer Vision über eineinhalb Stunden vorwärts treibt, berührt und verschreckt zugleich. Lässt den Zuschauer mitschwingen im Wechsel der Stimmungen. Das Lachen und der Schmerz, der Schmerz und das Lachen.

Read More

Göttinger Tageblatt

Geschrieben hat es der im Libanon geborene und inzwischen in Frankreich lebende kanadische Autor Wajdi Mouawad, der mit seinem Stück „Verbrennungen“ Anfang des neuen Jahrtausends bekannt wurde. „Hochzeit bei den Chromagnons“ verfasste er weit früher, es wurde im Jahr 1992 uraufgeführt. In Kassel hat es Gustav Rueb inszeniert. 

Read More

hna

Es beschleicht einen ein eigenartiges Gefühl: Während im Nahen Osten Hunderttausende zwischen den Fronten in Kellern und Lagern dahinvegetieren, nicht wissend, ob sie den nächsten Tag erleben, sitzt man im wohltemperierten Theater und wohnt der „Hochzeit bei den Cromagnons“ bei, die eine ausgewachsene Farce ist. Sie bringt zum Lachen und weist damit das Grauen in seine Schranken. Aber das Lachen bleibt im Halse stecken, womit das Grauen triumphiert. Es gibt kein Erbarmen in dieser Steinzeit-Welt des modernen Krieges, wo Wahnsinn und Entmenschlichung, Hass und Abstumpfung, Vulgarität und Verzweiflung, Lebenslust und Tod in einer bizarren Hochzeit kulminieren. 

Read More